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Von der Wirkung verdrängter Affekte auf die Seele

Produktion

Schöpferische Phantasie und Ernsthaftigkeit drücken sich in der Methode aus: 'ohne Entwurf produzieren'. 'Ohne Entwurf' heißt nicht 'sinnlos', sondern bedeutet: der Kontrolle entgehen wollen, sich entziehen der Kontrolle des Ich, der Kontrolle der Seele durch gesellschaftliche Rituale und Mechanismen, Gebote und Eingrenzungen.
Es gibt auch das Unbewusste, Urgrund der Seele, das Verdrängte, die Wunden und Narben der Seele, zugefügt durch die Kultur der organisierten Produktion und produktiven Organisation. Je stärker diese den einzelnen Menschen erfasst, umso deutlicher wird dessen Reaktionsbildung, Fixierung und psychotische Reduktion. Seelische „Kern-Probleme“ sind und bleiben Tod, Trennung, Eingrenzung, Beziehung, Sexualität, Einsamkeit, Rationalität der Zwecke.
Ohne Entwurf produzieren heißt somit, sich nicht von der Logik der Signatur der Anpassung der Seele gängeln lassen, dem Vorbewussten Raum geben, die seelischen Kämpfe ins Bild setzen, das Verdrängte, die Symbolik der Hinterwelt zur Darstellung kommen lassen.



Betrachter

Vergeblich sucht man über die Deutung der Bildtitel, sich ihrer Gegenstände zu bemächtigen. 'Namen' sind aber nicht der Bann, mit dem das Unbegriffene belegt und anscheinend verarbeitet werden kann. Das Allgemeine, die unterdrückende und missbildende Kraft der herrschenden Kultur, die organisierte Zerstörung der Natur und der Menschen - dies Allgemeine, darüber lässt sich reden, das lässt sich beim Namen nennen. Was sich als Subjektives der Kontrolle der Rationalität entzieht, sollte nicht durch erneuten Zwang ergriffen werden. Die Bilder wirken im Innern, sie erinnern an die Wirkung der Verdrängung auf die Seele des Betrachters – dieser Aspekt bleibt höchst individuell und 'privat', sollte nicht diskursiv gedeutet werden, sondern nur jede/jeden Einzelne/Einzelnen herausfordern, als Geheimnis für sich.


(Prof. Dr. Dirk Hülst)